LAG Soziale Brennpunkte Hessen e.V. zum Krieg in der Ukraine

Informationen, Handlungsoptionen und Positionierung

In Anbetracht des Kriegs in der Ukraine und der (un-)mittelbaren Betroffenheit davon in den Quartieren verschicken wir ein Sondermailing mit Handlungsoptionen, Tipps zur Informationsbeschaffung und Hinweisen zur Positionierung.

 

1. Es ist Krieg in Europa

Die aktuelle Situation in der Ukraine lässt viele von uns fassungslos zurück.

Krieg ist vor unsere Haustüre gerückt. Eine Weltmacht greift auf Initiative ihres Präsidenten unter haarsträubenden und fadenscheinigen Begründungen ein unabhängiges demokratisches Land an. Drohungen stehen im Raum, die uns alle nicht unbeeindruckt lassen.

Gefühle wie Angst, Wut und Verzweiflung rücken in die Mitte der Empfindungen vieler. Die Ungewissheit über das, was kommen wird, ist groß. Wird die Lage weiter eskalieren? Werden weitere Länder in Mitleidenschaft gezogen? Wird es auch hier Krieg geben? Wie werden sich die zahlreichen Wirtschaftssanktionen auf unser Leben auswirken?

Die Situation trifft auch und insbesondere Menschen in benachteiligten Quartieren. Denn hier leben oft Menschen, die Krieg am eigenen Leib erlebt haben und bei denen die medialen Bilder alte Wunden wieder aufreißen. Hier leben Menschen, die Familie und Freund_innen in den betroffenen Gebieten haben. Hier treffen wirtschaftliche Einbußen auf Menschen, die diese nur schwer kompensieren können.

All dies sollte Anlass dazu sein, dass Gemeinwesen-/Stadtteilarbeit sowie die Offene Kinder- und Jugendarbeit sich diesem Thema annimmt.

 

2. Was tun?

Diese Frage stellt sich nun immer wieder bei uns und vielen Akteur_innenm LAG-Netzwerk. Ein guter Umgang fällt jedoch schwer, denn im einen Moment sind wir von der Informationslage und unseren Gefühlen überwältigt, im anderen Moment tritt das Bedürfnis zutage, jetzt sofort etwas zu tun.

Wir haben mit vielen Akteur_innen aus unserem Netzwerk gesprochen und dabei hilfreiche Tipps und Ideen sammeln können zu Aktivitäten, mit denen wir und Sie die Bewohner_innen der Quartiere unterstützen können.

Hier folgt nun eine Liste mit Vorschlägen, die im Laufe der Zeit gerne ergänzt werden kann. Wenn Sie Ergänzungen haben, senden Sie uns gerne eine E-Mail.

 

 

Handlungsoptionen (Auswahl)

  • Zusammenkommen unterschiedlicher Arten: Gesprächsangebote
    beispielsweise bei einem gemeinsamen Frühstück oder Cafébetrieb bieten den
    Menschen die Möglichkeit, sich auszutauschen, Gedanken, Gefühle und Fragen zu
    teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Hier können dann gemeinsam Ideen
    entstehen und sich Menschen zusammenschließen, um gemeinschaftlich Aktionen
    Der wichtigste Ansatz in dieser, wie auch in vielen anderen Kontexten:
    Geben Sie den Menschen Raum für Ihre Anliegen.
  • Informationsbereitstellung: Sie können den Bewohner_innen Informationen zur Verfügung stellen, wo und wie diese leicht an aktuelle Nachrichten kommen und Fake News vermeiden können. Hierfür haben wir ebenfalls begonnen eine Liste zusammenzustellen, die Sie im nächsten Abschnitt zu „Wie informieren?“ finden und die gerne mit der Zeit ergänzt werden kann.
  • Informationsabende mit Austauschmöglichkeiten: Laden Sie Menschen ein, die über die aktuelle Situation berichten können und geben Sie dabei auch die Möglichkeit für einen Austausch zu dem Berichteten.
  • Informationsveranstaltungen speziell für Kinder: Wie können Kinder in
    altersgerechter Weise über Krieg informiert werden? Bei gemeinsamen, teils
    spielerischen Veranstaltungen/Aktivitäten können Kinder auf unterschiedliche
    Weise über die aktuelle Situation informiert werden, beispielsweise bei einem
    Besuch in der Bücherei, beim gemeinsamen Reden über das Thema Krieg und
    Frieden und anschließendem Basteln oder Sporttreiben. Hilfreiche Quellen, wie
    sich Kinder altersgerecht informieren können, finden Sie ebenfalls in der Liste
    Beziehen Sie hier auch gerne vielfältig Akteur_innen aus dem Stadtteil ein,
    die über Erfahrungswissen in diesem Bereich verfügen.
  • Spendenaufrufe unterstützen: Überall laufen Spendenaufrufe, die Sie weiterverbreiten oder bei denen Sie selbst spenden können. Hier ist es insbesondere sinnvoll auf bereits bestehende Spendenaufrufe aufmerksam zu machen uns die etablierten Hilfsorganisationen zu unterstützen. Denn diese haben häufig die wichtigen Zugänge, die Infrastruktur und auch das konkrete Wissen darüber, was derzeit vor Ort am nötigsten gebraucht wird. Wenn Sie selbst stärker aktiv sein wollen, basteln, backen und gestalten Sie gemeinsam Dinge und geben diese gegen eine Spende ab. Diese Spende können Sie dann umgehend den Hilfsorganisationen zukommen lassen.
  • Gemeinsam Zeichen setzen: Sei es über einen Post im Bereich Social Media, durch eine Installation im Fenster des Stadtteilzentrums oder in einem Rap der Jugendlichen aus dem Stadtteil: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich klar für Frieden und gegen jede Form von Krieg zu positionieren. Diese können und sollten zahlreich genutzt werden. Hier gilt es insbesondere auch die Impulse aus der
    Bewohner_innenschaft aufzugreifen und umzusetzen.
  • Mahnwachen: Nehmen Sie gemeinsam mit den Menschen aus Ihrem Stadtteil an Mahnwachen in Ihrer Umgebung teil. Bei Ihnen in der Nähe gibt es noch keine? Dann können Sie auch selbst eine Mahnwache organisieren oder andere darin unterstützen, dies zu tun. Dafür braucht es nicht viel: Sie brauchen lediglich die Mahnwache offiziell anzumelden, Menschen dazu einzuladen (zu kommen und vielleicht auch dort zu sprechen) und entsprechendes Material – wie Kerzen – mitzubringen.
  • Wunschbaumgestaltung: Sie können gemeinsam mit Erwachsenen und/oder Kindern einen Wunschbaum gestalten. Hierbei können beispielsweise Geflüchtete (aus der Ukraine oder aus anderen Teilen der Welt) oder Menschen, die in anderer Weise vom Krieg betroffen sind, ihre Wünsche und Bedürfnisse aufschreiben. Dann können die Wunschbäume aufgestellt werden und auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
  • Wenn nötig, Drittmittel akquirieren: Hier eine Übersicht zu Sonderförderungen:

 

Durch die Gespräche mit vielen Akteur_innen aus dem LAG-Netzwerk wissen wir, wie groß der Bedarf ist, Austauschmöglichkeiten und Räume zu schaffen, an denen Menschen zusammenkommen können.

Gleichzeitig ist es auch wichtig, das „normale alltägliche Programm“ und die Angebote vor Ort weiterzuführen.  Auf diese Weise kann es Bewohner_innen – gerade jenen mit Angehörigen im Kriegsgebiet oder mit eigenen Kriegserfahrungen – ermöglicht werden, ihren Alltag weiterzuleben. Das bedeutet, auch andere, nicht mit Krieg assoziierte, Veranstaltungen und Aktivitäten anzubieten. So wird auch der Raum dafür geboten, nicht über die aktuelle Situation sprechen zu müssen. Wir betrachten es als Mittel der Selbstfürsorge, dass Menschen sich zwar mit dem Krieg und dessen Bedeutung auseinandersetzen, jedoch in einem Rahmen, der für sie förderlich ist und sie nicht überfordert. Schließlich geht es darum, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen, sondern auch mit Angst und Sorge ins Handeln zu kommen.

 

3. Wie informieren?

Um sich über den Krieg in der Ukraine weiter zu informieren, bieten wir hier eine Sammlung an Informationsquellen an. Diese Sammlung ist nicht abgeschlossen und kann nie vollständig sein. Wenn Sie also weitere Informationsplattformen haben, die Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit geholfen haben, senden Sie diese gerne an uns und wir ergänzen das Dokument.

 

Informationen für Erwachsene (Auswahl)

Sendungen für Erwachsene

 

Social Media Kanäle

  • Funk (Netzwerk von ARD & ZDF): Online-Medienangebot von ARD und ZDF, das sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren richtet
  • MrWissen2Go Geschichte: YouTube-Angebot zu Geschichte und aktuellen Geschehen von funk

 

Informationen zu Fake News

Nicht immer ist es eindeutig, welchen Quellen bestimmte Informationen und Berichterstattungen entstammen. Daher ist es manchmal wichtig zu prüfen, woher die Informationen stammen, denn es kommt leider immer wieder auch im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine zu Falschinformationen (Fake News). Wie sind diese zu erkennen?

 

Fake News erkennen

 

Rückwärtssuche

Um zu überprüfen, ob ein Bild oder Text aktuell oder veraltet ist, ist die Rückwärtssuche hilfreich. Hierbei kann ein Bild, Text oder eine Internetseite in eine Suchmaschine hochgeladen werden und man bekommt angezeigt, woher es stammt.

 

Schutz vor dem Coronavirus: Informationsmaterialien in ukrainischer Sprache

 

Informationen für Ehrenamtliche

 

Kindgerechte Informationen (Auswahl)

Es gibt Informationen, die nicht für Kinder geeignet sind. Die folgenden Webseiten, Sendungen und Kanäle bereiten Informationen zum Krieg in der Ukraine kindergerecht auf.

Informationen für Erwachsene:

Webseiten für Kinder

  • de: interaktive Kinder-Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung
  • blinde-Kuh.de: Suchmaschine für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren.
  • frieden-fragen.de: Internet-Angebot für Kinder von 10-14 Jahren, Eltern und Erzieher_innen, das zu Fragen von Krieg und Frieden, Streit und Gewalt informiert und einen Austausch zu diesem Themenbereich ermöglicht.
  • de: geschützter Surfraum, der speziell für Kinder von 6 bis 12 Jahren geschafft wurde

Sendungen für Kinder

logo!: Nachrichtensendung für Kinder präsentiert Themen mit aktuellem Bezug und Hintergrundinformationen für Kinder und Jugendliche, vom ZDF

neuneinhalb: Fernsehsendung speziell für Kinder und Jugendliche zu aktuellen Themen, von WDR, check eins und KiKa

Kiraka:  KinderRadioKanal, Radiosendung für Kinder, von WDR5

 

4. Haltung zeigen!

Im Zuge des Kriegs in der Ukraine zeigt sich eindrucksvoll, dass Menschen sich weltweit gegen
Krieg und für eine friedliche Lösung von Konflikten einsetzen. Nicht aus den Augen verlieren
dürfen wir dabei allerdings, dass dieser Krieg nur einer von vielen auf dieser Welt ist. Dass die
derzeit zu uns flüchtenden Menschen nur ein Teil der Menschen sind, die ihre Heimat aufgrund
von Krieg und Verfolgung verlassen müssen und bei uns auf Zuflucht hoffen. Wir dürfen nicht
zulassen, dass der Fokus ein ausschließlicher wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir
Geflüchtete in Kategorien einteilen: Die einen, die wir gerne aufnehmen und für die wir uns
gerne engagieren, weil sie uns vermeintlich „ähnlicher“ sein sollen und uns damit vor Augen
führen, dass „in Frieden leben“ keine Selbstverständlichkeit ist. Und diejenigen, die uns aus
unterschiedlichen Gründen „fremder“ erscheinen und die nun in den Hintergrund zu geraten
drohen. Diese willkürlichen Kategorien dürfen kein handlungsleitendes Moment sein, denn
wenn wir uns für Frieden einsetzen, gilt dies für alle Menschen auf dieser Welt. Unabhängig
davon, wo sie geboren wurden, welche Hautfarbe oder Religion sie haben.

Diese Haltung gilt es nach außen zu zeigen. Krieg unterscheidet nicht nach Herkunft. Frieden darf es daher auch nicht!

 

Haben Sie Fragen, Hinweise oder weitere Informationen zu unseren oben aufgeführten Listen? Dann schicken Sie uns gerne eine Mail an: geschaeftsstelle@lagsbh.de