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#WfuQ: „Mach Platz! Jugendliche schaffen sich Räume“ in Neustadt

 

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Im Rahmen des Sonderförderprogramms „Wir für unser Quartier“ des Landes Hessen wurden in vielfältigen Beteiligungsworkshops in ganz Hessen mit Kindern und Jugendlichen partizipativ Quartiersprojekte entwickelt und umgesetzt.
Die unterschiedlichen Beteiligungsformate finden Sie nun in unserer Methodensammlung unter der Kategorie Aktivierung und Teilhabe, versehen mit dem Kürzel #WfuQ.

Aktivierung und Teilhabe

Die Zielgruppe des Projektes waren die Jugendlichen aus der Kommune, speziell Jugendliche aus den verschiedenen Quartieren. Die Workshops waren für alle Jugendlichen offen. Ziel war es hierbei ein möglichst authentisches Bild der Wünsche der Jugendlichen zu bekommen. Die sehr offene Methode eignet sich grundsätzlich auch für andere Zielgruppen, da sie einen sehr niedrigschwelligen Zugang bietet und viel Raum für Ideen und Diskussionen lässt.

Grundsätzlich eignet sich diese sehr offene Vorgehensweise erstmal für jede Gruppengröße, bei einer zu großen Gruppe wird die Diskussion allerdings eher unübersichtlich. Für eine Gruppe von 10-15 Jugendliche ist die Vorgehensweise aber sicherlich gut geeignet. In diesem Fall nahmen an beiden Workshops jeweils 6-8 Jugendliche teil.

Eine solche sehr offene Methode, kann leider auch dazu führen, dass die Resonanz zunächst nicht sehr hoch ist und erfordert viel Improvisation seitens der Pädagog:innen. Sowohl bei der Bewerbung der Workshops, als auch bei der Durchführung ist es wichtig, spontan auf Vorschläge reagieren zu können, Ideen ernst zu nehmen, aber auch immer wieder gemeinsam mit den Jugendlichen auf eine realistische Durchführbarkeit zu achten. Dieser Spagat kann manchmal sehr schwierig sein.

Die Vorgehensweise war der Versuch, ein Beteiligungsprojekt mit Jugendlichen so niedrigschwellig wie möglich in Gang zu bringen und so möglichst viele Jugendliche für das Projekt zu gewinnen. Das war für unsere Jugendlichen vor Ort genau der richtige Zugang, kann für andere Gruppen aber viel zu offen gewählt sein. Generell ist es immer wichtig, die Vorgehensweise an die Umstände/Zielgruppe vor Ort anzupassen. Kommunikation auf Augenhöhe, das Ernstnehmen von Vorschlägen, eine gemeinsame und realistische Einschätzung dieser Vorschläge und eine transparente Entscheidungsfindung sind bei solchen Projekten der Schlüssel zum Erfolg. Dabei ist eine intensive Beziehungsarbeit eine ausschlaggebende Voraussetzung.

  • Laptop und Beamer (gemeinsam bei Google Maps nach Orten schauen, Dinge recherchieren)
  • Drucker (Beispielbilder ausdrucken)
  • Flipcharts, Pinnwände, verschiedenes Papier (Ideen sammeln, Zeichnungen machen, Bilder aufhängen)
  • Moderationskoffer
  • Verpflegung
  • Musik, entspannte Sitzmöglichkeiten etc. (ansprechende Atmosphäre für die Jugendlichen)

Die beiden Workshops fanden jeweils während der normalen Öffnungszeiten des Jugendraumes vor Ort statt (16:00-19:00 Uhr). Allerdings ging die eigentliche Workshop-Phase beide Male maximal zwei Stunden. Dieser zeitliche Rahmen war völlig ausreichend, davor und danach konnte der Jugendraum normal geöffnet sein.

Ansprechpartnerin:

 

Martina Trogrlic

bsj Marburg e.V.

Email: trogrlic@bsj-marburg.de

 

Philipp Berg

bsj Marburg e.V.

berg@bsj-marburg.de

Aufgrund eines Defizites an Aufenthaltsorten bzw. –räumen für Jugendliche, kam es zu Interessenskonflikten, Polarisierung sowie einer vermeintlich Kriminalisierung und Pauschalisierung gegenüber den Jugendlichen im Stadtteil. Dieses Desiderat und die eigene Betroffenheit wurden von Seiten der Jugendlichen wiederholt an die Sozialpädagog:innen herangetragen. Ziel des Projektes war es folglich, Orte bzw. „Freiräume“ für Jugendliche zu schaffen. Dafür wurden zwei Workshops organisiert.

Im ersten Workshop ging es darum, im Vorfeld den genauen Bedarf zu erörtern (Bedarfsanalyse): Welche konkreten Bedürfnisse sollen mit dem Vorhaben gestillt werden? Wo soll ein solcher Raum entstehen? Wie muss dieser aussehen? Was brauchen die Jugendlichen vor Ort? Wieviel sind sie bereit, an Zeit und Kraft zu investieren?

Alle Ideen und Vorschläge der Jugendlichen wurden diskutiert und am Ende mit den Entscheidungsgremien vor Ort (Rathaus, Bauamt, Naturschutzbehörde) abgestimmt: Welche Vorschläge sind realistisch umsetzbar? Gibt es Kompromisse, die eingegangen werden müssten?

Darüber hinaus wurde der Bauprozess und die Materialbeschaffung den Jugendlichen in einem zweiten Workshop transparent vermittelt und dabei die eventuell auftretenden Schwierigkeiten und Hürden aufgezeigt (Prozessanalyse): Ist das Vorhaben innerhalb einer Woche zu meistern und zumutbar? Welche Form von Motivation und Perspektive wird benötigt? Welche Rolle spielen einzelne Wirkungsfaktoren der bestehenden Gruppendynamik? Welche handwerklichen Fähigkeiten bestehen bereits in der Gruppe? Wieviel Flexibilität besteht in der Gruppe? Was trägt perspektivisch zum Erreichen des Ziels bei?

Schließlich mündete der Prozess der Workshops in die Aushandlung des Nutzens, der Nutzung sowie der nachhaltigen Weiterentwicklung des Raumes. Außerdem musste auf den umliegenden Sozialraum des neu entstehenden Raumes eingegangen werden (Sozialraumanalyse): Wie beschreiben die Jugendlichen, die im besagten Quartier leben, den Sozialraum? Welche Mentalität herrscht vor? Welche Angebote bestehen bereits im Quartier? Inwiefern identifizieren sie sich damit? Wie stehen das Quartier und die Anwohner:innen zu dem Projekt? Wie reagieren und interagieren die Anwohner:innen und die teilweise neuen Jugendlichen auf- und miteinander? Wo bedarf es noch an sozialpädagogischer Unterstützung in diesem Teil des Prozesses? Welche Mechanismen setzen im Konfliktfall ein?

Schlussendlichen haben die am Workshop beteiligten Jugendlichen den Mangel an Raum für sich selbst als Problem erkannt und gemeinsam eine Lösung dafür gefunden.

Die Workshops wurden durch Öffentlichkeitsarbeit, u.a. mit Flyern, im örtlichen Mitteilungsblättchen und auf Social Media, beworben und fanden im Jugendraum statt. Sie sollten so niedrigschwellig wie möglich gestaltet werden, um möglichst viele Jugendliche anzusprechen. Daher wurde bspw. auch bewusst auf ein:e externe Referent:in verzichtet. Durchgeführt wurden beide Workshops von den Sozialpädagog:innen vor Ort, die die Jugendlichen kennen.

 

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