Veranstaltungsreihe "Soziale Stadtteilarbeit für Demokratie"

Demokratie ist Staatsform und Haltung zugleich. Die Wahrung der Menschenwürde, gegenseitiger Respekt, gelebte Toleranz, die Wertschätzung von Vielfalt und friedlichen Konfliktlösungen machen eine demokratische Haltung aus. Gesellschaftliche Problemlagen, wie Segregation und Exklusion, sinkende Wahlbeteiligung und schwindendes Vertrauen in die repräsentative Demokratie, sind ernstzunehmende Gefahren für ein friedliches und freiheitliches Miteinander. Insbesondere die Ergebnisse der letzten Landtagswahl in Hessen, lassen vor allem auch in benachteiligten Quartieren auf ein erhöhtes Misstrauen gegenüber der pluralistischen Demokratie schließen und machen Politikverdrossenheit sowie das Erstarken antidemokratischer Einstellungen sichtbar.

Hier sind zivilgesellschaftliche Akteure – wie die der sozialen Stadtteilarbeit (Gemeinwesenarbeit, Quartiersmanagement, Offene Kinder- und Jugendarbeit) – gefragt und gefordert, um demokratiefeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.

Wir, das Zentrum Sozialer Zusammenhalt (Kooperation zw. HA Hessen Agentur GmbH und LAG Soziale Brennpunkte) und die Servicestelle Gemeinwesenarbeit wollen gemeinsam mit Ihnen zur Demokratiestärkung beitragen und haben bieten daher 2024 die Veranstaltungsreihe „Soziale Stadtteilarbeit für Demokratie“ organisiert.

Im Rahmen der Reihe haben folgende Veranstaltungen stattgefunden:

„Politische Teilhabe im Quartier für Demokratie“

Am 21. Februar 2024 fand die erste Veranstaltung der Reihe „Soziale Stadtteilarbeit für Demokratie“ statt. Knapp 60 Mitarbeitende der sozialen Stadtteilarbeit und weitere Interessierte widmeten sich in der digitalen Veranstaltung dem Thema „Politische Teilhabe im Quartier für Demokratie“.

Nach einem Kennenlernen der Teilnehmenden über Mentimeter, fasste Lara Lebriez (Zentrum Sozialer Zusammenhalt) in einem kurzen Input die aufschlussreichen Ergebnisse der vhw-Studie „Die Milieus der Mitte im Kontext von Krisen und Rechtspopulismus. Ein Lagebild im Herbst 2023“ zusammen und gab einen Ausblick zu möglichen Strategien. Anschließend stellte Annette Wallentin von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung die Strategie und Vorgehensweise des Modellprojekts „Gleiche politische Teilhabe: Erprobung von Ansätzen einer aufsuchenden politischen Bildung im Quartier“. Das Modellprojekt wird im Rahmen der ressortübergreifenden Strategie „Soziale Stadt – Nachbarschaft stärken, Miteinander im Quartier“  durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.

Die Dokumentation der Veranstaltung finden Sie hier.

„Beteiligung für Demokratie“

Das nächste Treffen der Veranstaltungsreihe fand am 18. März im Nachbarschaftstzentrum Wetzlar Niedergirmes statt. 40 Teilnehmende beschäftigten sich intensiv mit dem Thema „Beteiligung für Demokratie“.

Zunächst stellte Mirjam Roth (Zentrum Sozialer Zusammenhalt) anhand der gleichnamigen Studie die „Potenziale der Gemeinwesenarbeit zur Stärkung der lokalen Demokratie“ dar. Die Präsentation zum Input finden Sie hier. Anschließend waren die Teilnehmenden gefragt, anhand einer Aufstellung entlang der Stufen der Partizipation zu reflektieren, welche Erfahrung sie mit echter Partizipation haben. Danach konnten sie an zwei von insgesamt vier Kleingruppen teilnehmen und anhand von Beispielen mehr über die Umsetzung von Partizipation erfahren:

Nach einer Mittagspause bot ein „Open Space“ ausreichend offenen Raum für die Themen der Teilnehmenden. In zwei Slots wurden folgende Themen ausführlich besprochen:

  • Transparente Kommunikation als Basis für gelingende Beteiligung
  • Unabhängigkeit der Gemeinwesenarbeit
  • Erreichbarkeit politikverdrossener Menschen
  • Möglichkeiten der Finanzierung von „nicht investiven“ Maßnahmen, z.B. Projekte zur Förderung der Demokratie
  • Europawahl 2024: Wahlbeteiligung, Information, niedrigschwellige Aktionen im Quartier

Die Dokumentation der Ergebnisse des Open Space finden Sie in der Galerie rechts.  

„Gemeinwesenarbeit für Demokratie“

Die dritte und letzte Veranstaltung der Reihe fand am 06. Mai 2024 in Kooperation mit dem Projekt „Zusammenleben neu gestalten“ der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. im Bürgerzentrum Fulda Ziehers-Süd unter dem Titel „Gemeinwesenarbeit und Demokratie“ statt.

Im Workshop hatten die rund 40 Teilnehmenden die Möglichkeit, in einem kollegialen Rahmen die eigene Positionierung für eine menschenrechtsorientierte Gemeinwesenarbeit zu entwickeln, Sicherheit im Umgang mit menschenfeindlichen Krisendeutungen zu gewinnen und eigene Erfahrungen mit Fallbeispielen zu reflektieren.

Am Vormittag starteten Christa Kaletsch und Manuel Glittenberg vom Projekt „Zusammenleben neu gestalten“  der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. mit einem interaktiven Impuls zum Thema „Demokratie und Menschenrechte als Bezugs- und Bewertungsrahmen“. In Kleingruppen bestand dann die Möglichkeit, sich zu den Menschenrechten und deren Bedeutung in der Praxis auszutauschen.

In sogenannten „Dilemma-Dialogen“ konnten sich die Teilnehmenden im Umgang mit diskriminierenden Positionen üben und ihre eigenen Erfahrungen in der Arbeit reflektieren.

Aufbauend auf den Erkenntnissen wurden gemeinsam mögliche Handlungsstrategien entwickelt. Hierbei ging es insbesondere um Strategien, die eine klare Positionierung, zugleich jedoch auch ein „im Gespräch bleiben mit Menschen, die sich von Demokratie und dem gesellschaftlichen Konsens abwenden“ zulassen.

Wir danken allen Teilnehmenden sowie Christa Kaletsch und Manuel Glittenberg für den gelungenen Workshop.

Die Dokumentation der Veranstaltung finden Sie hier.

                                          

Die Veranstaltungsreihe wird in Kooperation des Zentrums Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen – Sozialer Zusammenhalt und der Servicestelle Gemeinwesenarbeit organisiert.