Filmprojekt
Kurzbeschreibung
Bei einem Filmprojekt erstellen die Teilnehmenden unter pädagogischer Begleitung und Moderation gemeinsamen einen Film zu einem selbst gewählten Thema. Die Teilnehmenden können in alle Prozesse der Filmerstellung (Themenfindung, Drehbuch, Rollen im Film, Filmschnitt, etc.) miteinbezogen werden. Filmprojekte sollten Themen aus der Bewohner:innenschaft aufgreifen und somit ihre Expert:innensicht wiedergeben. Die Filmgattung orientiert sich dabei ebenfalls an den Interessen der Bewohner:innen sowie dem Inhalt. Filmprojekte können u.a. genutzt werden, um Politik und/oder andere Personen oder Akteur:innen auf ein Thema aufmerksam zu machen oder zur Sensibilisierung, Bildung, Begegnung und Öffentlichkeitsarbeit beitragen.
Bei Bedarf und auf Wunsch der Teilnehmenden ist es sinnvoll, ein Filmprojekt mit einer Filmvorführung zu beenden und den Film anschließend für Interessierte zur Verfügung zu stellen (z.B. über YouTube).
Detaillierter Ablauf
1. Vorbereitung
Zur Vorbereitung eines Filmprojekts gehören u.a. die Zielgruppenansprache, die Öffentlichkeitsarbeit, z.B. das Erstellen von Flyern oder Plakaten zur Bewerbung im Stadtteil- oder Jugendzentrum und ggf. die Beauftragung von externen Auftragnehmer:innen für die Filmaufnahme und den Filmschnitt. Ebenso sollten zu Beginn Termine mit den Teilnehmenden zum Dreh vereinbart und Einverständniserklärungen zur Veröffentlichung von Video- und Bildmaterial eingeholt werden, die den Ansprüchen der Datenschutzgrundverordnung entsprechen. Eventuell gehört auch das Schreiben von Projektanträgen zur Finanzierung des Projekts und das Einholen von Drehgenehmigungen oder das Besorgen von Requisiten und Kostümen zur Vorbereitung eines Filmprojekts.
2. Aktivierung der Teilnehmenden
Die Aktivierung der Teilnehmenden ist abhängig von der Zielgruppe: Sollen Kinder oder Jugendliche beteiligt werden, bedarf es z.B. einer anderen Ansprache als bei Senior:innen. Außerdem ist sie davon abhängig, ob bereits Kontakt zu den Bewohner:innen im Quartier besteht oder die Zielgruppe bisher nicht erreicht wurde. Ebenso ist es möglich, dass Bewohner:innen selbständig mit der Idee für ein Filmprojekt oder ein Drehbuch auf Sie zukommen.
Neben Flyern oder Plakaten im Stadtteil- oder Jugendzentrum kann Mundpropaganda bei Filmprojekten sehr hilfreich sein, da die potenziellen Teilnehmenden ggf. Fragen zur konkreten Umsetzung oder zum Inhalt des Films haben, die in einem persönlichen Gespräch schnell geklärt werden können. Die Bewerbung über Social-Media-Kanäle kann ebenso dazu beitragen Teilnehmende für ein Filmprojekt zu gewinnen.
3. Durchführung und Ablauf
Abhängig u.a. vom Inhalt, den zeitlichen, finanziellen und personellen Ressourcen variieren der Ablauf und die Durchführung eines Filmprojekts. Soll der Film auf einem Drehbuch beruhen oder sollen die Teilnehmenden beispielsweise bei spontanen Aktivitäten im Stadtteil- oder Jugendzentrum filmisch begleitet werden? Sollen die Teilnehmenden den Schnitt und die Videoaufnahmen selbstständig übernehmen oder wird diese Aufgabe an externe Auftragnehmer:innen vergeben? Die Vielfalt an Möglichkeiten bestimmt in diesem Fall den Ablauf. An dieser Stelle wird beispielhaft der Ablauf eines Filmprojekts mit einem bildungspolitischen Thema sowie einem hohen Partizipationsgrad der Teilnehmenden vorgestellt:
- Auftaktveranstaltung zum Kennenlernen aller beteiligten Akteur:innen (Teilnehmende und Durchführende) sowie zur Besprechung von Inhalt, Zielen und zeitlichen Rahmenbedingungen
- Workshop zum thematischen Einstieg
- Planungswochenende zum Inhalt und der Gattung des Films, z.B. mit Input durch Expert:innen
- Workshop zu Medienkompetenzen
- Planungswochenende zum Schreiben des Drehbuchs und der Rollenverteilung
- Vor Ort Termine im Jugend- oder Stadtteilzentrum zum Einstudieren der Rollen
- Planungstag zum Dreh (u.a. Festlegung von Orten, benötigte Requisiten, Raumanfragen, Kameraführung)
- Drehwochenende
- Gemeinsamer Tag zur Durchsicht des Videomaterials
- Filmschnitt
- Durchsicht der ersten fertigen Filmfassung mit allen Beteiligten und ggf. erneuter Filmschnitt
- Gemeinsame Planung der Abschlussveranstaltung
- Bewerbung und Einladung der Abschlussveranstaltung
- Abschlussveranstaltung z.B. im Stadtteil oder im Kino
Einzelne der hier aufgeführten Punkte können bei Bedarf entfallen (z.B. falls ein Drehbuch nicht erforderlich oder schon vorhanden ist oder der Videoschnitt extern vergeben wird). Zudem ist dies keine festgeschriebene Reihenfolge, die es einzuhalten gilt, sondern an die Gegebenheiten vor Ort und den Wünschen der Teilnehmenden angepasst werden kann.
4. Nachbereitung
Zur Nachbereitung ist eine gemeinsame Projektreflexion mit Feedback der Teilnehmenden sinnvoll. Dazu erweist es sich als wertschätzend für alle Beteiligten, den Film als Event gemeinsam anzuschauen. Der Film sollte allen Beteiligten im Abschluss zur Verfügung gestellt werden (z.B. auf einem USB-Stick oder einer CD) und kann, bei Einverständnis aller Beteiligten und der Achtung der Datenschutzgrundverordnung, auf einer digitalen Plattform oder einem Social-Media-Kanal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Insbesondere bei der Veröffentlichung von Filmen, die Kinder und Jugendliche abbilden, sollte neben der Einverständniserklärung der Eltern mit den Teilnehmenden geklärt werden, wo und von wem der Film eingesehen und ggf. auch ohne ihre Zustimmung genutzt werden kann.
5. Intendierte Wirkung
Die Umsetzung eines Filmprojekts im Rahmen der Gemeinwesenarbeit, des Quartiersmanagements oder der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kann insbesondere in Quartieren mit besonderen Entwicklungsbedarfen dazu beitragen, unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Zudem können Filmprojekte zu einer nachhaltigen positiven Wirkung innerhalb und außerhalb des Quartiers beitragen, z.B. in Hinblick auf das Quartiersimage und das WIR-Gefühl im Quartier.
Die Wirkung eines Filmprojekts ist dabei u.a. abhängig von der Zielgruppe und dem Partizipationsgrad.
Filmprojekte können u.a. dazu beitragen
- Medienkompetenzen zu stärken
- Teilhabe zu fördern
- neue Bildungszugänge zu schaffen
- Gemeinschaft im Quartier zu stärken
- Stigmatisierung abzubauen
- Themen auf die politische Agenda zu setzen
- Probleme im Quartier zu identifizieren oder auf diese aufmerksam zu machen
- Integration zu fördern und
- Selbstwirksamkeit zu stärken
- das Image des Quartiers verbessern, aber auch
- die Lebens- und Fluchtgeschichte sowie das anschließende Leben in Deutschland aufzuzeigen
6. Kontakt
LAG Soziale Brennpunkte Hessen e.V.
Münchener Straße 48
60329 Frankfurt
Tel.: 069-257828-0
E-Mail: geschaefsstelle@lagsbh.de